Joseph Brentner. A Catalogue of His Works (Brk)

Brentner composes music for the novena to St. Teresa of Ávila introduced by the Discalced Carmelite nuns in Graz; it was commissioned by the prior of the Prague Carmelite monastery P. Carl Joseph à Sigismundo

1718, Graz
Chronicle of the Graz Carmelite Convent, Steiermärkisches Landesarchiv, call mark Archiv Graz, Stadt/K. 151/H. 920

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Das drey und zwanzigste Capitl, von 1717
biß 1722, alwo absonderlich gehandlet wird
von Stiftung und einführung der Noven unserer
Heiligen Seraphischen Mutter Theresiae.

Es ware bißhero unsere Kürchen mit sehr schlechten Zügln gepflastert, deren vielfälltiger staub, wie leichtlich zu glauben, so wohl dem weissen gewandt, Chores und Alben, als auch anderen Kürchen-Ornat, wie nicht weniger denen Blummen-Büschen höchst schädlich ware. Dannenhero diesen schaden zu verbessern ist in diesen jahr 1717 einhellig beschlossen worden die Kürche mit Marmor zu pflastern, so auch mit weißen und schwarzen Marmor steinen zu grosser Zürd unserer Kürchen verfertiget worden, darzu ausgeben 460 f.

Es scheinete, als wolte der allerfreygebigste Gott uns nicht schuldig bleiben vor unsere geringste mühe in zürlicher aus pflasterung seines götlichen Hauses, indeme dieser grund-güttiste Herr gleich nach folgendten jahr 1718 zwey grosse Gutthäterin uns zugeschickte, nemblich die Frau Vincentin und Frau Cornelin Leibliche Schwestern unserer wohl Ehrwürdigen Vättern Columbani und Alberti, welche Schwester aus eigenen antrib ihrer zu unseren heiligen Orden gewöhnlicher und höchst auserbauerlicher andacht ohne alle obligation uns verschaffet 600 fl.

Es seind auch in diesen erstgemelten jahr 1718 vor Zeich zu unseren Rosenfarben Ornat, wie ingleichen ein Stukh weisser Portre-Zeich mit allerley farben auch zu seinem Ornat mit einigen bräen darzu erkaufet worden per 864 fl. 43 xr.

Es bezeiget unter denen Propheten der gekrönte David an

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seinen 67ten Psalm, 36. Vers, Mirabilis Deus in Sanctis suis, daß Gott wunderbahrlich sey in seinen Heiligen. Mirabilis wunderbahrlich, indeme selbiger seine auserwöhlte diener und dienerin, welche von ihme mit ewiger glory, und göttlichen Herrlichkeit in den himmlischen Vatterland ewig gekrönet, und gezüret seind, nicht selten auch auf dieser erden mittelst wunderlicher verordnung von uns armseeligen in diesen thal der zähern herumbwanderendten pilgramen wil und verlangt geehret, belobt und gezüret zu werden. Freylich wohl seind wür elende menschen von uns nicht fähig die glickseligste Himmels-Inwohner nach uns gebührendter und ihnen zuständiger mass zu verehren.

Allein der allerliebreicheste Gott verspricht durch den Mund seines obgemelten Königlichen Propheten in eben selben Versicul gedachten Psalm seine gnadenreiche Mitthilf: Deus Israel iste dabit virtutem et fortitudinem plebi suae. Gott selbsten wird zu diesen end zur vermehrung der Glory und ehr seiner Heiligen auch auf dieser erde seine hilffstärke und mittl mittheilen. Ach wie wahrhafftig und in der sach selbten können wür sehen, ja gleichsam mit händen gerissen, wie obbemelter Prophetischer auspruch in allen seye auch erfüllet worden in anfang, und fortsetzung der Noven, oder Neuntägiger andacht unser heiligen Mutter Theresiae à Jesu. Mirabilis Deus in sanctis suis. Wahrhafftig ware Gott wunderlich die Ehre und Glory seiner so inniglich geliebten braut Theresia durch eine ihr zu ehren anzustellendte Noven zu vermehren, dann da nehmet wunder, da in denen andächtigen Herzen Ihrer töchter kein einziger gedancken zu einer Noven gegen ihrer heiligen Mutter verffüret worden, wurden solche gedanken gleichsamb an die hand gegeben durch eine wundervolle

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erzehlung eines unserigen Pater Gregory à Spiritu Sancto als welcher in denen Conferenzen einer unserer Schwestern in Discurs vorgebracht, was gestalten die wohl Ehrwürdige Patres Jesuiter in willen hätten unserer heiligen Mutter zu ehren eine Noven anzustellen, über welche so unverhoftte neue zeitung wür uns theils verwundert, theils erfreuet, daß selbige Patres unserer heiligen Mutter so andächtig gewogen seind, unsere hiezige wohl Ehrwürdige Mutter Priorin, aber so d so damahlte Ex-Priorin war Maria Leopoldina von dem Allerheiligen Sacrament wolte sich gar nicht darüber erfreuen, sondern nacher sich mit einen recht Elianichen eyffer darumb an, und erwoge, was dies der Religion vor ein spott wäre, wann andere Ordens geistliche unsere heilige Mutter mehr verehren solten, als wür ihre Töchter, und sagte beständig, daß man dieses nicht Kunte zulassen, sondern vielmehr bemüssiget seyn ihnen vorzukommen. Doch auf ein bessern grund zu kommen, ob es der Societät Jesu erst sey, oder nicht, haben wür den damahligen Herrn Pfarrer zu Wäring nächst Wien unsern gutten geistlichen Freindt zugeschriben, welcher auch zugleich mit denen Herren Patern Jesuitern in gutter verständnuß ware. Darumb haben wür ihn gebetten unter der hand auszuforschen, ob sie diese Noven anzufangen gesünnet seind, so aber zur andwort geben: die Novenam der Heiligen Mutter Theresiae lassen sie denen Carmelitern über, wann sie eine wolten anfangen, so wolten sie es lieber ihren heiligen Vattern Ignatio halten, dann damahlen hatten sie noch keine. Auf welche andwort gleich einhellig beschlossen diese verehrung unser heiligen Mutter anderen nicht zu überlassen, sondern auf Mittl bedacht seyn solche in unserer Kürchen anzustellen, und weilen kurz vorhero von denen

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uns vermachten, wie oben gemeldet, 600 R. eine grosse beyhilf zu dieser vorgenohmenen andacht kunten beytragen, als haben wür dieses legat beschlossen zu diesen end anzuwenden. Weil aber ohne wüssen und erlaubnuß unserer höheren obrigkeit aller anschlag umbsonst und vergebens ware, hat unsere wohl Ehrwürdige Mutter Priorin Rosalia von Creütz gleich den anderen tag unsern wohl Ehrwürdigen Pater Provincial Pater Eustachio à S. Joseph, auf Trident geschriben selbigen in nahmen der ganzen Communität gebeten so wohl umb seine erlaubnuß, als auch von unseren wohl Ehrwürdigen Pater General und General Definitorio die erlaubnuß auszubitten, welcher nicht allein ob diesen begehren eine grosse Freüd angezeügt, indeme dardurch die ehr unserer heiligen Mutter vermehret wurde, sondern auch gleich auf Rom geschriben, desgleichen unser wohl Ehrwürdigen Pater Beichtvatter Pater Wenceslaus so wohl umb die erlaubnuß diese Noven mit Music zu halten, als auch die 600 R. welche wie oben gemelt uns verschaffet worden darzu zugebrauchen, auf welches auch ehendstes aus einen besonderen und Extra-General Definitorio die schriftliche erlaubnuß unseren R. P. Beichtvatter ist zugeschickt worden, welche in dem Archiv unsers Closters in einer kleinen schwarzen Trüchl bey denen anderen schriften von Rom aufbehalten wird. Weil wür dann die gehörige erlaubnuß bekomen und alle unsere liebe obrigkeiten so wohl geneigt zu unserem vorhaben gefunden, haben wür zu unseren trost und mehrer aufmunterung daraus abgenohmen, dass Gott, und unser heilige Mutter ein gefallen daran haben wurden. Derowegen gleich angefangen daß nothwendige darzu zubereithen und ist also erstlich die Lytaney unserer heiligen Mutter aus dem teüschen in das lateinisch übersezt, auch neün Antiphonen aus dem Officio herausgezogen mit theils lateinisch, theils teüschen gesängern, so von unseren Patribus componirt worden, welches

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alles zu Prag von einem trefflichen Musicanten Joseph Prendtner mit nahmen in die Music gesezt worden, dergleichen man hie nicht gehöret. Als dann ist auch dem Bildhauer angeben worden ein schöne geschnüzte Ram zu machen, wie auch 6. henckhleichter, welche alle mit gutten gold vergoldet worden, auch ein grosses Haubt-Bild von unserer heiligen Mutter Theresia einem sonderlichen gutten Mahler zu Wien angegeben worden. Weil aber zu diesen allen die 600 R. nit erklekten, haben die schwestern bey ihren Befreunden und gutten Bekannten dort und da etwas gesamblet und mit augenscheinlicher hilf Gottes so will zusammen gebracht, das wider alles verhassen alles hat können bezahlet werden, wie in nachfolgendten klärlicher zu ersehen wird seyn. Nachdem alles bereit und fertig war ist den 7ten Octobris diese heilige Neüntägige andacht angefangen worden, zu welcher Ihro Fürstlichen Gnaden der Bischof von Seccau ein Graf von Lamberg eingeladen, das erste Ambt zu halten, welches er auch bewilliget, und ein sonderlich wollgefallen an allen erzeügt. Nachdem umb ein 1/4tel wurde mit der grossen Glokhen das erstemahl geleitet und wurde gleich alle lichter angezündt, deren 38 waren. Umb halber fünf wurde mit beeden Glokhen zusammen geleitet, und alsobald gienge ein unseriger Pater mit den Ministris sambt acolythis zu den altar mit dem Hochwürdigen den seegen zu geben, nach welchen mit der Music ein Antiphon von unserer heiligen Mutter gesungen worden, unterdessen bleibe der Pater mit seinen Ministris bey den altar knyen, als bald hat die predig angefangen. Nach dieser wurde die Lytaney und ein Lied von unser Heiligen Mutter von den Musicanten gesungen und hernach mit den gewöhnlichen heiligen Seegen beschlossen. Also daß es gleich umb 6. uhr auß ware

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und die heilige Communität ins Refectori haben können gehen. Durch die andere täg aber habt fruh umb 9. uhr hat ein unseriger Pater die Communität mess gehalten mit voraussetzung und gewöhnlichen Seegen des Hochwürdigsten, nach dieser heiligen Mess ist ein andere eben von einen unserigen Pater gehalten worden und der Seegen geben. Nachmittag und die die übrigen täg ist alles gehalten worden wie den ersten. An festag unser Heiligen Mutter aber hat das Hohe Ambt der Hohe Praelat von Stainz gesungen, nachmittag hat sein hoffmeister die Vesper gehalten, die Lytaney aber und das Te Deum Laudamus widerumb der Hohe Praelat und wurde also die andacht beschlossen mit grossen unseren trost und vergnügung so wohl weltlichen als geistlichen persohnen. Es war täglich ein so grosser zulauf der Leith, daß nicht alle in die Kürch könten kommen, sondern auf der gasse müsten bleiben und wurde sonderbahr beobachtet, daß durch die ganze 9. täg schönes wetter geblieben, daß doch den tag vor den anfang dieser Noven stätts geregnet, auch den folgendten tag nach den fest widerumb beständig angefangen zu regnen, ja in allen erzeugte Gott solche Hilf und Vätterliche vorsehung, daß alles in ruhe und gutter ordnung gehalten und vollendet worden. Es wollte auch dieser Liebreicheste Gott zur selbigen Zeit die ehr und glory unser heiligen Mutter vermehren und ausbreiten, indeme etliche persohnen theils von den mit den Reliquien unser heiligen Mutter gesegneten wasser, theils von den pulver ihrer heiligen erden von unterschidlichen zuständen und Krankheiten augenscheinlich erledigt worden, welches die lieb und andacht zur unsern heiligen Mutter bey denen bithen sehr vermehret worden, darvor seye Gott gebeuedeyt in Ewigkeit

Amen.

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Das aber an der angefangenen neüntägigen andacht unsere heilige Mutter ein absonderliches wollgefallen gehabt, wil gleichsam klärlich andeiten eine seltsame Begebenheit, so sich in anfang dieser Noven und zwar in der Vigil des ersten tag mit einer unserer Schwester zugetragen hat. Diese Schwester gienge ohngefehr auf den augen Kuchel-gang ihren weeg und als sie nächendter zu der Capellen unsers heiligen Vatters Eliae, so wür unserer heiligen Mutter Theresiae nennen, weil sie angelegter auf den altar sizet, so rüchete sie einen sonderbahren geruch, gleich wie die Rosen von Jericho, so kamme ihr der gedanken, daß einige persohnen werden Blumen geschickt haben, und fragte hernach die Sacristanin, ob sie Blumen bekommen, sie hätte selbe gerochen, nachdem die Sacristanin ihr geandwortet, sie wüste von keinen überschickten Blummen nichts, da fiele ihr über eine Zeit eine, daß man schon öffter gehört, daß die heilige Mutter ihre gegenwart mit lieblichen geruch pflege anzudeuten. Gleichsamb alshätte sie wollen wegen anfang der Noven ihr wollgefallen anzeügen. Selbige Schwester wäre allzeit bereith daß sie den geruch geruchen zu schwören wans es von nöthen wäre.

Nunmehro wird auch beygefügt, was unserer seythen vor diese hochfeyerliche Noven zu dero ausstäffirung hin und wieder ist verschaffet und ausgegeben worden, wie folget.

Anno 1718 das erste jahr ein grosses altar-bild unserer heiligen Mutter zu Wien mahlen lassen, so alle jahr zur Noven gebraucht wird per 134 fl.
Ein Ramm darzu von bildhauer arbeit lassen machen per 270 fl.
dem Mahler die Ram zu vergolden geben 40 dugaten
und vor seine arbeith 100 fl. in allen 260 fl.

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Item 6. Wandt-Lichter von bildhauer arbeith per 72 fl.
dem Mahler vors vergolten dieser lichter eben 72 fl.
vor die bilder, so in die Lichter gemahlt worden 18 fl.
dem Maister tischler vor seine arbeith zur Noven bezahlet worden per 46 fl.
die arbeith des Schlossers bezahlt mit 18 fl.
vor 800 Noven-Büchl zu druken und zu binden ausgeben 25 fl.
vor die Music dem Chor Regent geben 90 fl.
denen Landschafft-trompetern 18 fl. 48 xr.
vor andere ausgaben und trinkhgelder 55 fl. 34 xr.
denen geistlichen Herrn, so denen dem Bischof aufgewartet 4 fl.

Item Anno 1719

vor das leben unserer heiligen Mutter Theresiae in klein octav zu drucken und einzubinden geben 75 fl. 51 xr.

Anno 1720

Einen tabernacul zur Noven von Bildhauer arbeith per 60 fl.
Item dem Mahler vors vergolten dessen und von ein bild unserer heiligen Mutter zu mahlen geben 50 fl. welches bild wür dem wohl Ehrwürdigen Patri Regenti in Ferdinandeo wegen gehabten predigen durch die ganze Noven verehret haben, weil er das geld nicht hat wollen annehmen.
Es ist vorhero vermeldet worden, was gestalten der liebreichste Gott sersprochen hat mittelst seiner gnädigen bewegung andächtig Christlicher Herzen Mittel und beyhilf zu vermehrung der ehr und glory seiner Heiligen beyzutragen. Solches haben wür in aufrichtung und fortsetzung dieser Theresianischen Noven satsam erfahren, wie auß nachfolgendter listä von jahr zu jahr          

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unserer grossen gutthätern klärlich ercheinen wird, als welche mit ihren reichen allmosen zu dieser neuntägigen andacht uns beygesprungen und geholfen haben, als

Anno 1718

Unser wohl Ehrwürdige Pater Modestus à Sancto Joanne Evangelista, Prior zu Prag 100 fl.
Von Herrn Praelaten zu S. Paul 12 fl.
Von unseren wohl Ehrwürdigen Pater Provincial Eustachio à Sancto Josepho 30 fl.
Von unsern V. Definitorio 45 fl.
der wohl Ehrwürdige Pater Carl Joseph à Sigismundo Prior zu Prag vor Componirung der Music alles bezahlt per 40 fl.
Ihro Excell. Frau Anna Margareta Gräfin Coloredin eine gebohrne Baronessa de Blessbill 40 fl.
Ihro Gnaden Frau Maria Eusebia Gräfin Gällerin 12 fl.
Ihro Excell. Frau Esther Susanna Gräfin Gällerin 2 fl.
Graf Johannes Josephus Gäller 2 fl.
die gnädige frau Bedecin 2 fl.
die fraule Regerle Fabricin 1 fl.
von Herrn Praelaten von Stainz und anderen persohnen 10 fl. 10 xr.
Ihro gnaden frau Charlotta Polixena Grafin Kislin gebohrne von Montecuculin 15 fl.
von unterschidlichen armen persohnen zusammen gegeben 3 fl. 18 xr.
Ihro Excell. Gräfin von Wildstein 4 fl.
von der grafin Francisca von Stubenberg 6 fl.
von Grafin Antonio von Saraü 4 fl.
von der Fürstin von Montecucoli 40 fl.
widerumb von der frau Bedecin 6 fl.
von Graf Erasmus Saraü 4 fl.
von der Hof-Kammer allhier 15 fl.
von Michael unseren tag-wertter 4 fl. 48 xr.
von der gräfin Geisterin gebohrne Cheianerin verwittibten Feld=

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Marschallin 100 fl.
von der Gräfin von Horn gebohrne Susin 4 fl.
von der alten Gräfin Susin 4 fl.
von Ihro Mayestät Kayserin Eleonora 48 fl.
von dero Cammerfrau Höchlin 8 fl.
von Ihro Excell. Leopold Windischgräz 16 fl.
von der alten Frau Secretarin Maisterin 8 fl.



350 Jahre Karmelitinnen in Graz. Graz: Karmel St. Josef, 1992, pp. 46–48

Kapsa, Václav: The Novena to Saint Teresa of Jesus and the Work of Prague Composers around 1720, Hudební věda 62 (2020), no. 3, pp. 254–290